EIN SCHATTEN ÜBER DEM LAND
Ein Bild des Jammers das, und so viel zur Lage Britanniens, die nach dem Verdikt von Leuten, die es wissen müssen, nicht unbedingt besser wird. Charles Grant ist einer dieser Leute. Er ist Chef des überparteilichen „Centre for European Reform“, verfolgt die britische Politik seit Jahrzehnten, aber an ein ähnlich verflixtes Jahr kann auch er sich nicht erinnern. 1992 womöglich, als John Major gleichfalls einer konservativen und kaum beschlussfähigen Regierung vorstand und Windsor Castle brannte und sich Königskinder scheiden ließen und die Queen vom „annus horribilis“ sprach. Aber das waren vergleichsweise blaublütige Sorgen.
Grant zieht die Bilanz dieses Jahres, er sagt: „Großbritannien ist in einem fürchterlichen Zustand. Und die meisten Leute haben keine Ahnung, welche schmerzhaften Zeiten noch vor ihnen liegen. Denn die politische Klasse klärt sie nicht auf Aus gutem Grund. Alle Zeichen stehen auf Sturm. Wenn es so weit ist mit miesen Wirtschaftsdaten, steigender Arbeitslosigkeit, Inflation und weniger Investoren aus dem Ausland, werden viele weiter den Zeitungen glauben, die schreiben werden, die EU sei an allem schuld.“
Charles Grant ist ein leiser und weiser Mann, der den Brexit voraussagte, als das Wort dafür noch gar nicht existierte, ihm aber im Jahre 2004 schwante, dass es eines Tages so kommen würde. Er macht sich Sorgen um sein Land. Die Konservativen driften immer weiter nach rechts, Labour driftet immer weiter nach links, und in der Mitte klafft ein Loch, ein Vakuum. Zum Abschied sagt er, die Menschen müssten aufwachen.